Economies at War - Contemporary war economies between conflict and capitalism

Mann mit Gasschutzmaske auf Öl-Lache

Die Dokumentation

Auf Webseite https://ported.eu/ findet ihr Videos und Clips unserer virtuellen Veranstaltungen.

Die Veranstaltungen sind eine Kooperation von dis:orient und dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung und werden gefördert von der Lotto Stiftung Berlin

 

Veranstaltungsplakat

Teil I: Zeitgenössische Kriegsökonomien zwischen Konflikt und Kapitalismus - Economies at War I

Diese Veranstaltungsreihe untersucht das Verhältnis von Krieg und Wirtschaft in Westasien und Nordafrika. Unsere erste Veranstaltung untersucht das Konzept der Kriegsökonomie und greift dabei auf die Erfahrungen in Syrien zurück. Ist "die Wirtschaft" die Lösung für das Problem des Krieges oder seine Fortsetzung?

"Kriegsökonomie" ist ein allgegenwärtiger Begriff in aktuellen Debatten über Länder wie Syrien, Irak oder Libyen. Die vorherrschende Vorstellung von Kriegsökonomie sieht eine Abweichung von der Norm und geht davon aus, dass Ökonomien durch Gewalt zerstört werden; neue Akteure - so genannte Warlords - treten als Kriegsgewinnler auf, die ein Interesse an der Aufrechterhaltung des Konflikts haben. So wird für viele Ökonomen, Geber und NGOs die Wirtschaft auch zur Lösung für den Krieg.

Dieses Konzept suggeriert, dass Ökonomie und Krieg in einer antagonistischen Beziehung stehen. Es ignoriert jedoch die zerstörerischen und negativen Auswirkungen der neoliberalen Vorkriegsökonomien. Wenn wir ökonomische Beziehungen nicht als inhärent friedlich und gerecht, sondern als zwanghaft und ausbeuterisch betrachten, wird die Ökonomie eher zu einer Ursache und einer Fortsetzung des Krieges als zu einer Lösung. Ausgehend von dieser Spannung werden unsere Referenten den Begriff der Kriegsökonomie diskutieren.

 

 

Veranstaltungsplakat II

Teil II: Gegenwärtige Kriegsökonomien zwischen Konflikt und Kapitalismus – Kurdistan-Irak und Zentralirak

 Unsere zweite Veranstaltung untersucht, wie Ökonomie zum Krieg selbst werden kann, basierend auf den Erfahrungen aus Kurdistan-Irak und dem Zentralirak. Ist „die Ökonomie“ die Lösung zum Problem des Krieges oder seine Fortsetzung?

Mit Blick auf verschiedene Perioden der Geschichte des Iraks und Kurdistan-Irak wird in dieser Veranstaltung die strikte Trennung zwischen Krieg auf der einen Seite und Ökonomie auf der anderen Seite, hinterfragt. Es wird die gewohnte Definition von Ökonomie, verstanden als auf den kapitalistischen Markt ausgerichtete Produktionsweise, Austausch und Verbrauch, hinterfragt. „Die Ökonomie“ wird stattdessen als Frage des „Bestreitens des Lebensunterhalts“ im Alltag der Menschen verstanden. Die zentrale Frage ist dementsprechend, wie wird Krieg Teil oder sogar Notwendigkeit zur Bestreitung des Lebensunterhalts?

Drei Abschnitte irakischer Geschichte und Gegenwart werden neu untersucht. Zunächst die Dekade des internationalen Wirtschaftsembargos gegen den Irak von 1990 bis zur von den USA-geleiteten Invasion des Irak. Inwiefern waren die ökonomischen Sanktionen gegen den Irak eine Fortsetzung des Krieges nicht nur gegen, aber auch innerhalb der irakischen Gesellschaft? Wie kann der sogenannte Bruderkrieg „sharê birakujî” von 1994-1997 im Kontext von knappen Ressourcen neu verstanden werden? Was sagt dies über das Verhältnis von Krieg und Ökonomie aus?

Veranstaltungsplakat War Economies III

Teil III: Gegenwärtige Kriegsökonomien zwischen Konflikt und Kapitalismus: Ökonomie des Krieges in Syrien – Krieg als Reform

 Unsere dritte Veranstaltung zeigt am Beispiel von Syrien, wie Krisen und Krieg von einheimischen Eliten dazu genutzt werden, um neoliberale Politiken zu verstärken. Krieg und Kriegsökonomie können auch hier nicht als separat von einer normalen Ökonomie gesehen werden. Krieg erscheint als Werkzeug zur Stabilisierung und Vertiefung der ökonomischen Ordnung. 

Mit Joseph Daher diskutieren wir, wie Politiken des syrischen Regimes in den vergangenen Jahren eine Intensivierung der neoliberalen Ökonomie vorangetrieben haben. Zudem werden der wirtschaftliche Status-Quo und die Rolle von ökonomischen Sanktionen im Kontext von Klientelkapitalismus analysiert. Welche anderen Formen abseits von Sanktionen müssen genutzt werden, um solidarisch mit Akteuren vor Ort sein zu können? Welche Akteure stellen sich gegen die Vertiefung der neoliberalen Ordnung?
Der Aktivist Abdallah Al-Khatib bespricht in einem Videobeitrag, wie zivile Aktivist*innen in Syrien mit den lokalen Ökonomien in Militärbelagerungen umgehen und welche Räume sie haben, ökonomische Alternativen zu schaffen. 

Die Veranstaltungen sind eine Kooperation von dis:orient und dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung und werden gefördert von der Lotto Stiftung Berlin