Bildungsreise nach Neapel

Bella Napoli?!
Initiativen für einen sozial-ökologischen Wandel

24.-31. März 2018

Die Reise ist ausgebucht, Anmeldung nur noch für Warteliste möglich

Neapel, einst die prachtvolle Hauptstadt vom Königreich beider Siziliens (Regno delle Due Sicilie) und Anfang des 18. Jahrhunderts die viertgrößte Stadt Europas nach London, Paris und Istanbul, befindet sich inzwischen in einem völlig anderen Zustand. Der systematische soziokulturelle und wirtschaftliche Abstieg der Stadt begann in der Zeit nach der italienischen Einheit 1861. Dies war auch die Geburtsstunde von informellen Strukturen wie der "Camorra" (der lokalen Mafia), die seitdem die Dynamik der Stadt und deren politisches System (mit)bestimmen. Die jüngste globale Wirtschaftskrise, die die Mittelmeerländer heftig traf, und die endemischen Probleme der italienischen Demokratie haben die Stadt Neapel schließlich in eine Notsituation gestürzt.
Die steigende Arbeitslosigkeit, ausgrenzender urbaner Wandel, die katastrophale Umweltverschmutzung der Region mit Giftmüll und die offenen Revierkriege zwischen den verfeindeten Familienclans sind heute Alltagsroutine.

Innerhalb dieser chaotischen Landschaft kämpft jedoch eine dynamische und kritische Zivilgesellschaft für Freiräume und soziale Gerechtigkeit. Eine Reihe von Genossenschaften und Bürgerinitiativen, unterstützt auch vom Bürgermeister Luigi De Magistris, kämpft gegen die Gentrifizierung ihrer Nachbarschaften, gegen die Privatisierung der öffentlichen Güter wie Wasser, gegen die illegalen Müllhalden - und damit gleichzeitig gegen Investoren und Mafia.

Vor diesem Hintergrund findet unsere 7-tägige Bildungsreise nach Neapel statt - in die Hauptstadt der Region Kampanien und das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Süditaliens.
In zahlreichen Begegnungen mit Akteur*innen aus politischen Parteien, Arbeitervereinigungen, NGOs, Umwelt- und Frauenbewegungen und Bürgerinitiativen beschäftigen wir uns mit Handlungs- und Widerstandsstrategien sozialer Bewegungen. Wir erfahren einiges über Kampagnen sowohl gegen die Mafia als auch gegen die neoliberale Regierungspolitik und über die Aktivitäten für ein neues sozial-ökologisches Gesellschaftsprojekt.

Wir wollen den dominanten Diskurs mit seinen Vorurteilen und Fehlinterpretationen der neapolitanischen Gesellschaft und Politik hinterfragen und im Dialog mit ihren Protagonist*innen ein Gespür für die aktuelle, gesellschaftliche Dynamik entwickeln.

Reiseleitung: Dr. Alphan Tuncer, Inga Börjesson und Gianni Pannico

Organisatorisches:
An- und Abreise erfolgen individuell. Im Reisepreis enthalten sind sieben Übernachtungen mit Frühstück, deutschsprachige Reiseleitung, das Programm mit allen Gesprächen, Besichtigungen, Exkursionen, zwei gemeinsame Abendessen, Eintritte, ÖPNV, Fähren etc.
Für die Gespräche mit italienischen Partner*innen steht eine deutsch-italienische Übersetzung zur Verfügung.

Preis pro Person im DZ: 700 €.
Ermäßigter Preis: 600 €
EZ-Zuschlag 210 €

Die Reise ist in Berlin als Bildungsurlaub anerkannt.

Anmeldeschluss: 15.02.2018

Programm

Thematische Einführung und Orientierung in Neapel Eine Reise durch Epochen
Erste Orientierung in der Stadt – Geführter Spaziergang durch verschiedene Viertel der Altstadt.

Den urbanen Wandel und die sozialen Probleme in Neapel verstehen, Teil I

(La Sanità und Quartieri Spagnoli in der Altstadt (La Sanita und das Spanische Viertel)

Treffen mit dem Aktivisten und Priester Alex Zannotelli Comboni (Missionar und Initiator italienischer Bewegungen z.B. für Gewaltfreiheit, soziale Gleichheit) in dem Problemviertel La Sanità 

Gespräch mit Vertreter*innen der Künster Gruppe Cyop & Kaf in dem Spanischen Viertel.

Politischer und Ökonomischer Wandel  Sozialarbeit und mediale Formen des Widerstandes in Neapel

Treffen mit Alfonso de Vivo (Journalist) in seinem Garten in dem Spanischen Viertel und Fachgespräch über der Wandel des sozialen Bewegungen in Neapel seit 1980er Jahren.

Gespräch mit Luigi Mete (Sozialarbeiter) über alternative Formen der Berichterstattung durch unabhängige Radiosender in Neapel.

Den urbanen Wandel und die sozialen Probleme in Neapel verstehen, Teil II: Soziale Zentren, Bürgerinitiativen und Hausbesetzungen:
Treffen mit Vertreter*innen der Officina 99/ des Laboratorio Occupato Ska (des ältesten sozialen Zentrums in Neapel)

Gespräch mit Magnammece Ó Persone (Bürgerinitiative für Wohnrecht)

Camorra in Neapel: Mafiakapitalismus und die Antwort der Gesellschaft

Treffen mit Alessandra Clemente (Stadträtin, Gründerin der Silvia Ruotolo Stiftung) im Rathaus Neapel

Gespräch mit Filmemacher Marcello Sannino in dem besetzten Sozialzentrum Asilo Filangieri.

Die Vielfalt politischer Selbstorganisation in Neapel

Treffen mit Nina Ferrante (Akademist, Sozialaktivistin, LGBT*I-Aktivistin) Asilio Filangieri

Prof. Gabriella Gribaudi (Stadtsoziologin) in der Universität Neapel Federico II.