Gegenmacht und Widerstand - Betroffene wehren sich

Saisonarbeiter*innen wehren sich auf verschiedenen Ebenen gegen Ausbeutung und schlechte Arbeitsbedingungen. Dieser Widerstand findet einerseits leise statt, wie beispielsweise durch frühzeitige Abreisen und Beendigung der Tätigkeit und andererseits sichtbar, in Form von Protesten oder gerichtlichen Auseinandersetzungen. Beratungsstellen und Organisationen unterstützen Arbeiter*innen bei der Einforderung ihrer Rechte.

Foto: Initiative Faire Landarbeit / Patrique Degen

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Aktueller Stand zum Gerichtsverfahren: Fehlende Lohnauszahlung eines Obstbauern aus der Bodenseeregion (Stand: Januar 2023)

In unserer Ausstellung weisen wir auf das Gerichtsverfahren nach der fehlenden Lohnauszahlung eines Obstbauern aus der Bodenseeregion hin. Das Urteil vom 20.Mai 2022 am Arbeitsgericht Ravensburg fiel eindeutig aus: Die 18 Saisonarbeitenden aus Georgien bekamen Recht gegenüber ihrem Arbeitgeber. Daraufhin legte der Arbeitgeber Berufung in höherer Instanz ein, vor dem Stuttgarter Landesgericht. Letztendlich entschieden sich nun beide Parteien für einen Vergleich und damit wurde das Verfahren beendet. Die Saisonarbeitenden einigten sich mit dem Obstbauern auf einen Teil der noch ausstehenden Löhne. Offen bleibt, ob das Gerichtsverfahren – und das klare Urteil in erster Instanz, eine anhaltende Wirkung haben werden und in Zukunft auch als Abschreckung gegen Lohn Betrug gelten wird. Denn auch wenn sich jetzt auf einen Vergleich geeinigt wurde, wurden klare Urteile gefällt.

Peking, Florian (20.01.2023): Erntehelfer und Landwirt einigen sich. In: Schwäbische Zeitung Friedrichshafen.
Peking, Florian (07.12.2022): Erntehelfer-Prozess: Gerichtstermin wird kurzfristig abgesagt. In: schwäbische Online.
Pressemitteilung mira-beratung (03.08.2022): Nach Erfolg von georgischen Saisonanarbeiter*innen vor Gericht: Arbeitgeber legt Berufung ein.

Mehr Informationen zu Beratungsstellen und Unterstützungsangeboten

Initiative Faire Landarbeit

Die Initiative ist ein Zusammenschluss verschiedener Organisationen: Sie organisiert Feldbesuche, bei denen Informationen zu Arbeitsrechten in verschiedenen Sprachen verteilt werden. Das Ziel ist außerdem mit Kolleg*innen aus Osteuropa in Kontakt zu kommen. Die Initiative bietet zudem bei Bedarf Rechtsberatung und weitere Unterstützung an.

Initiative Faire Landarbeit / Patrique Degen

IG Bauen-Agrar-Umwelt

Die IG BAU ist die Gewerkschaft der Forst- und Agrarwirtschaft: Sie setzen sich für gute Bezahlung, faire Arbeitsbedingungen sowie Arbeits- und Gesundheitsschutz und betriebliche Mitbestimmung ein. Zudem bieten sie bieten Fort- und Weiterbildungen an.

Europäischer Verein für Wanderarbeiterfragen e.V.

Der Verein bietet arbeitsrechtliche Beratung für mobile Beschäftigte in Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz an und setzt sich für die Rechte von Wanderarbeiter*innen ein. Es gibt kostenlose Fortbildungsangebote sowie Sozialrechts- und Arbeitsrechtberatung. Mit seiner Arbeit will er erreichen, dass Menschen, die auf der Suche nach Arbeit ihre Heimat verlassen, fair behandelt und bei der Durchsetzung ihrer Rechte unterstützt werden.

Beratungsstelle Faire Integration

Faire Integration ist ein bundesweites Beratungsangebot zu sozial- und arbeitsrechtlichen Fragestellungen für Geflüchtete und andere Migrant*innen, die nicht aus der EU kommen. Das Beratungsangebot von "Faire Integration" umfasst arbeits- und sozialrechtliche Fragestellungen, die direkt mit dem Beschäftigungsverhältnis zusammenhängen, z.B.: Lohn, Arbeitszeit, Urlaub, Kündigung, Krankenversicherung usw.

Arbeit und Leben - Beratungsnetzwerk Gute Arbeit

Das Beratungsnetzwerk "Gute Arbeit" von "Arbeit und Leben" ist eine Einrichtung der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung. Ihre Beratungsstellen unterstützen unter anderem mobil Beschäftigte, überwiegend aus europäischen Ländern, bei Fragen rund um die Arbeit, wie Entlohnung, Verträge, Arbeitsbedingungen und Kündigungsschutz.

Beratungsstelle "mira"

Die Beratungsstelle „mira – Mit Recht bei der Arbeit“ ist ein Kooperationsprojekt, das der Ausbeutung von Geflüchteten und Migrant*innen aus Drittstaaten auf dem Arbeitsmarkt entgegenwirken möchte. Sie informieren Menschen über ihre Arbeitsrechte und begleiten und unterstützen sie bei der Durchsetzung ihrer Rechte und Ansprüche.

DGB-Projekt: Faire Mobilität

Faire Mobilität ist ein Beratungsnetzwerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes mit 13 Standorten bundesweit. Sie informieren, beraten und unterstützen Beschäftigte aus Mittel- und Osteuropa in ihren Herkunftssprachen zu ihren Rechten auf dem deutschen Arbeitsmarkt.

Initiative Faire Landarbeit

„Als sie nach zwei Monaten das Arbeitsverhältnis beendeten, zog die Landwirtin Ana, Vassily und Andrej von dem ohnehin sehr niedrigen Lohn zusätzlich jeweils 300 Euro ab. Die Begründung: Sie hätten illegal gearbeitet (was nicht der Fall war), und sie müsse dieses Geld zurückhalten, falls bei ihr als Arbeitgeberin eine Strafgebühr fällig würde.“ Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den zahlreichen Fallbeispielen, die in dem neuen „Bericht 2022 – Saisonarbeit in der Landwirtschaft“ der Initiative Faire Landarbeit zu finden sind. Intransparente Arbeitszeiten, fehlende Kontrollen, schlechte Krankenversicherungen, Arbeiten bei starker Hitze ohne Schutz, das sind oftmals die Bedingungen, unter denen die Saisonbeschäftigten aus dem Ausland arbeiten müssen. In Beratungsgesprächen mit der Initiative zeigten sich deutlich die Probleme der Beschäftigten. Der Jahresbericht "Saisonarbeit in der Landwirtschaft" 2022 listet erneut viele Arbeitsrechtverletzungen auf. (nach IG-Bau: Medieninfo 3.2.23)
Ein Theaterstück über Nahrung, Migration und Kapitalismus. Von und mit Miltiadis Oulios, Anca Julia Hincu, Alexander Steindorf, Mari Zablau, Claudia Adam, Nicolin Gabi, Liliana Casu, Traian Sirbu, Florin Popescu, Emil Truda, Joanna Stanecka, Theofilos Fotiadis, Simon Tressin, Hannibal Kayali Gefördert durch: Fonds Soziokultur, Soziokultur NRW.